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    Ein Rückblick auf die Berlinale 2014 (IV)

    By Dorothea Holloway | May 24, 2014

    Jack von Edward Berger behandelt ein trauriges Problem unserer Tage. Den Zerfall der Familie.

    Eine junge Mutter – alleinerziehend – ein Vater taucht nicht auf, arbeitet und geht abends auch gern mal tanzen und hat nicht begriffen, dass ihre Söhne sie brauchen. Jack, 10 Jahre, und der kleine Manuel sind “Kinder in Not” in einem reichen Land. Die beiden irren durch die Großstadt Berlin, (die Handkamera Jens Harant, immer in Höhe der Jungen) auf der Suche nach der Mutter, nach Geborgenheit. Ein wichtiger Film mit Ivo Pietzcker, der den Jack außerordendlich überzeugend zu gestalten weiß: ernsthaft und nachdenklich. Für die Tragikomödie Ein guter Sommer erhielt Edward Berger 2012 den Grimme-Preis.

    Macondo (Österreich 2013) von Sudabeh Mortezai, Buch und Regie. So wie Jack sich um seinen kleinen Bruder Manuel kümmert, so beschützt der 11-jährige Ramasan seine Mutter und seine beiden jüngeren Schwestern, die in der Flüchtlingssiedlung Macondo in einer Wiener Vorstadt untergekommen sind. Der Mann und Vater ist im Tschetschenien-Krieg umgekommen. Wie bei Jack von Edward Berger ist die Kamera von Klemens Hufnagl immer auf der Höhe des 11jährigen Ramasan, der harte Proben zu bestehen hat. Das Regiedebut der deutsch-iranischen Regisseurin Sudabeh Mortezai vermittelt wichtige Einblicke in das Leben eines muslimischen Jungen und ist ein hervorragender Beitrag im Wettbewerb der 64. Berlinale.

    In Kraftidioten (In Order of Disappearance, Norwegen/Schweden/Dänemark, 2013, 105 Minuten) von Hans Petter Moland wird Nils (Stellan Skarsgard) zum “Bürger des Jahres” gewählt, weil er mit seiner mächtigen Schneefräse unermüdlich in der norwegischen Winterlandschaft die Wege und Bergpässe schneefrei hält. Ich mag Stellan Skarsgard, der in einem weiteren Berlinale-Wettbewerbsfilm so wunderbar zuhören kann. Nämlich in Nymphomaniac (2013, 145 Minuten) von Lars von Trier. Skarsgard hört als in die Jahre gekommener Junggeselle Seligman mit unendlich geduldigem Verständnis die Beichte der sexsüchtigen Joe (Charlotte Gainsbourg). Skarsgard und Moland sind ein eigespieltes Team. Bei der Berlinale 2010 war Stellan Skarsgard die Hauptrolle in Molands En Ganske Snill Mann (A Somewhat Gentle Man). In Kraftidioten wird Nils zum Mörder, denn Drogenhändler sollen seinen unschuldigen Sohn umgebracht haben. Nils will ran an die Hintermänner, es gibt welche aus Norwegen und aus Serbien. Der serbische Mafiaboss ist Bruno Ganz. Ganz dezent. Die winterlich weiße Schneelandschaft ist ganz unvergesslich in große Bilder gebracht von Philip Ogaard.

    Topics: German Film, International Reports | Comments Off on Ein Rückblick auf die Berlinale 2014 (IV)

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