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    Interview Marc Forster für World War Z

    By Doreen Butze | June 19, 2013

    World War Z-Filmplakat, courtesy Paramount Pictures

    World War Z-Filmplakat, courtesy Paramount Pictures

    Am 5. Juni habe ich den Regisseur Marc Forster getroffen und ihn gemeinsam mit anderen Journalisten in einem Junket interviewen dürfen. Seit Film World War Z startet bei uns am 27. Juni.

    Wie sieht ihre eigene Zombie-Sozialisation aus? Sind sie mit Zombies groß geworden?
    Ja. Als Teenager hab ich schon relativ viele Zombiefilme bzw. Horrorfilme gesehen, aber als ich Max Brooks Buch gelesen habe, dachte ich diesen Film nicht als reinen Zombiefilm zu sehen, sondern eher als Endzeitszenario – also eine Kombination von beiden.

    Hatten Sie die Gelegenheit mit Max Brooks über den Film persönlich zu sprechen?
    Ja, wir haben uns einige Male getroffen.

    War er angetan von ihrer Idee bzw. von ihrer Art und Weise der Umsetzung angetan?
    Als wir uns das erste Mal trafen sagte er mir, dass sein Vater sehr froh sei, dass ich den Film mache. Das war ein Kompliment von Mel Brooks! Ich finde seine Filme toll und so haben wir angefangen zu diskutieren. Der Film differenziert sich natürlich von dem Buch. Es war mir wichtig, dass der Film auf seinen eigenen Beine steht. Das Buch hat 54 kleine Geschichten. Das hat sich nicht wirklich geeignet für eine cinematische Umsetzung. Ich wollte lieber eine klassische 3-Akt-Erzählstruktur auf der Leinwand erzählen.

    Mit welchen mitteln haben sie versucht ihre Identität in den Film hineinzubringen?
    Der Film ist wirklich das was ich mir als Vision vorstelle. Ich habe sehr viele von den Szenen selbst entworfen. Die habe ich dann den Produzenten gezeigt. Es war mich wichtig, dass die Produzenten mich und meine Arbeit unterstützen und nicht im Vorfeld eine gewisse Erwartung an den Film haben und ich dann einen ganz anderen Filme mache. So ähnlich wie bei einem Architekten, der ein Haus baut. Da will man auch zuerst die Pläne sehen. Und diese Pläne habe ich vorgestellt.

    Bei den Dreharbeiten kam es ja zu diversen Schwierigkeiten auch hinsichtlich des Budgets. Wie ist das für Sie als Regisseur, wenn sie merken, dass sich ihre Vorstellungen vom Film vielleicht so nicht realisieren lassen?
    Bei den Dreharbeiten verlief alles noch gut. Es ist ein sehr großer Actionfilm. Da gibt es viele Massenszenen. Es müssen tausende Statisten koordiniert werden. Ich hatte 84 Tage um den Film zu drehen. Wir haben den Film auch in diesen 84 Tagen abgedreht. Es ging eher um das Ende vom Film, das neu inszeniert werden sollte, aber das ist später passiert. Das war die einzige Problematik dabei.

    Der Film ist nicht besonders „zombiehaft“. Man hat eher das Gefühl es sind kranke Menschen, die man sieht…
    Ich wollte einen Film machen, der offen ist für Interpretationen. Ich wollte das Genre gewissermaßen erweitern und nicht das machen was schon viele andere vor mir gemacht haben. Es ist eine Mischung aus einem „End of the World“-Szenario und Zombies. Zombies sind ja auch, und das ist das Schöne an ihnen, Symbole und Metaphern für unsere Gesellschaft.

    Der Film ist nicht so explizit und eher dezent gefilmt…
    Also es wird auch noch eine Unrated Version geben. Da sind dann einige Sachen drin, die dann weniger dezent sind (lacht). Das ist für die Hardcorefans.

    Ist Ihnen persönlich ein gewisser Gore-Faktor wichtig, wenn sie so einen Film inszenieren, oder spielt das keine so große Rolle?
    Ich wollte absichtlich nicht zu viel Gore hineinbringen. Der Film sollte eher so gestaltet sein, dass er Spannung erzeugt. Weil es so ein großer Film ist, war es vorgesehen das er PG-13 sein muss. Aber es wurde mir auch gesagt, dass ich eine Unrated Version drehen kann. Filme, die zu viel Gore enthalten, werden schnell langweilig, weil man hat schon so viel gesehen.

    Mit welchen Mitteln haben Sie versucht den Film so realitätsnah wie möglich zu gestalten, obwohl Zombies darin vorkommen?
    Er war mich wichtig mit der Kameraführung, dem Licht und der ganzen Inszenierung, den Film realistisch zu gestalten. Ich hatte das Gefühl je realistischer der Film ist, umso mehr kann sich der Zuschauer mit Brad Pitts Charakter identifizieren und sich somit auch mit der Kulisse und der Geschichte. Durch die Realitätsnähe kann auch mehr Angst im Zuschauer erzeugt werden. Somit steigt die Spannung. Der Zuschauer hat dann das Gefühl, dass könnte mir wirklich passieren, jetzt und heute hier. Auch die Bilder treten einem nahe und haben Identifikationspotential: Wie es alles beginnt in Philadelphia und es sich alles aufbaut und entwickelt. Das war mir sehr wichtig.

    Das Schwarmverhalten der Zombies, ist ja schon für sich etwas wahnsinnig bedrohliches Szenario. Wie sind sie auf den Gedanken gekommen Schwarmverhalten mit Zombies zu verbinden?
    Das Schwarmverhalten kam von mir, weil ich mich schon als Kind dafür interessiert habe, z. B. bei Vögeln, Fischen und Ameisen. Ich wollte immer schwarmtheoretische Aspekte in einen Film einbauen. Als ich angefangen habe für World War Z zu arbeiten, dachte ich, es wäre perfekt dies in einem Tsunami von Zombies umzusetzen. Ich fand diese Bilder sehr stark und habe diese Bilder auch vorher nie im Kino gesehen. Es ist eine sehr gute Metapher, die unsere Zeit in der wir leben, widerspiegelt. Dies war etwas, dass ich unbedingt einbauen wollte.

    Sehen sie die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen eher negativ?
    Nein, ich bin Optimist. Ich denke immer, das alles eine positive Wendung nehmen wird. Aber rein vom realistischen Fundament her werden wir 2050 10 Mrd. Menschen auf diesen Planeten sein. So wie wir derzeit handeln werden nicht mehr genug Ressourcen vorhanden sein, dass dieser Planet die 10 Mrd. Menschen versorgen kann. Deshalb wird es früher oder später einen sogenannten „Tipping Point“ geben, in dem wir als Menschen einfach gezwungen werden umzudenken. Wir haben gar keine andere Möglichkeit.

    Ist es das was sie als Kind fasziniert hat am Schwarmverhalten oder haben sie das damals noch etwas naiver gesehen?
    Ich bin in der Schweiz, in Davos, in den Bergen aufgewachsen. Wenn ich am Abend aus dem Fenster geschaut habe, waren die Wiesen grün und am Morgen waren diese Wiesen gelb. Sie waren voller Blumen. Dies ist ja auch eine Art Schwarmverhalten der Blumen. Ich war auch oft im Wald spazieren. Dort sah ich viele Ameisenhaufen und war von ihnen fasziniert. Ich konnte stundenlang sitzen und diesen Ameisen zuschauen. Genauso ging es mir mit den Vögeln oder Fischen. Wie dieses Schwarmverhalten ohne Kommunikation, ohne Sprache vor sich geht, aber dann doch eine höhere Intelligent dahintersteht.

    [Spoiler]

    Ist der Film vielleicht auch als Kritik am Gesundheitswahn unserer Gesellschaft zu verstehen, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, immer gesünder zu sein, koste es was es wolle, um dem Tod zu entfliehen? Im Film können diejenigen den Zombies widerstehen, die Krankheiten haben.
    Das ist eine interessante Interpretation! An diese Interpretation hatte ich noch gar nicht gedacht. Das ist das Schöne an dem Film, dass jeder seine eigene Sichtweise finden kann. Diese Interpretation finde ich sehr gut, vielleicht werde ich sie übernehmen.

    Brad Pitt passt sehr gut in seine Rolle Er wirkt wie einer der vielleicht nicht die gesamte Welt retten kann, aber zumindest Teile davon. Ist er so ein Typ? Wie ist denn Brad Pitt am Set gewesen?
    Er ist wirklich jemand, der sich sehr um Menschen kümmert und sie auch respektiert. Er kennt jeden persönlich mit Namen aus der Crew. Er ist ein toller Familienvater. Ich finde es außerordentlich wie er alles managt. Im Film wollte ich, dass er ein „every day man“ ist, damit sich die Zuschauer mit ihm identifizieren können. Er ist kein Superheld, sondern ein Mann, der langsam in diese Situation versetzt wird, so wie Robert Redford in die Die drei Tage des Condors. Diesen Charakter fand ich immer großartig, weil er ein normaler Typ ist und nichts Spezielles an sich hat.

    Finden Sie, dass dieses der Familie nahestehende weitestgehend den Film prägt?
    Ja, auf der einen Seite gibt es diese einfache intime Familiengeschichte, die den Film sehr realitätsnah werden lässt. Auf der anderen Seite ist dieses große Actionspektakel, das auf einer anderen Ebene verläuft. Ich fand es schön, diese beiden Geschichten parallel verlaufen zu lassen.

    War es eine Konzession an den Actionfilm und nicht so sehr ans Drama, dass der Film so aufgelöst wird?Es ist von Fortsetzungen die Rede, aber der Film war schon sehr abschließend am Ende.
    Ich wollte, dass der Film in sich selbst abschließt, weil ich dachte, das der Film für sich funktionieren muss. Und wenn der Film ein Erfolg wird, kann eventuell über Sequels nachgedacht werden.

    Wie hat sich ihr Eindruck von dem Film geändert, vom Drehbeginn bis zu fertigen Produkt?
    Wir haben das Ende neu gedreht. Ich wollte es neu machen, weil ich, wie bei meinen anderen Filmen, lieber etwas Ruhigeres und Reflektives haben wollte. Bei vielen Blockbusterfilmen muss es am Ende oft noch größer sein. Zu Beginn war da eine Schlacht angedacht, die viel größer war als die Szenen in Jerusalem, aber das interessierte mich nicht. Es war interessanter für mich, das Ende ruhiger und kleiner zu machen. Ich habe das Studio davon überzeugen können. Sie haben gesagt: die Visual Effects für die Endschlacht (wir hatten die Schlacht schon gedreht) sind fast genau so teuer als wenn wir das Ende nochmal neu drehen würden. Ich hatte einfach das Gefühl, das Intimere funktioniert besser am Ende.

    Wann kann es zur Idee den Film in 3D zu machen?
    Nachdem ich das Ende neu machen wollte, hat das Studio gesagt, es wäre gut wenn wir es mit 3D in Verbindung setzen könnten. Ich sagte zu und begann mit 3D zu experimentieren und dann haben wir das gemacht.

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