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    Festival de Cannes 2013 (Teil III) – Der wichtigste Film

    By Dorothea Holloway | June 12, 2013

    Claude Lanzmann mit Benjamin Murmelstein in The Last of the Unjust

    Claude Lanzmann mit Benjamin Murmelstein in The Last of the Unjust, courtesy Festival de Cannes

    Der Film, der mich nicht los lässt – fast quält er mich, weil er so wichtig ist –, war in Cannes The Last of the Unjust (3h 40 Min.) (Frankreich/Deutschland) von Claude Lanzmann.

    Als Claude Lanzmann sein epochales, eindringliches Dokumentarwerk Shoah (1985) vorbereitete, hatte er 1975 lange Gespräche mit Benjamin Murmelstein, der der letzte Präsident des Judenrats im Lager Theresienstadt war. Als Rabbiner in Wien (1938-1945) unterstützte Murmelstein, beauftragt (gezwungenermaßen) von Adolf Eichmann, die Auswanderung der Juden aus Österreich. Auswanderung – nicht Tötung.

    Als ich vor Jahren beim Städtebundtheater in Hof mit der Rolle der Anne Frank besetzt war – Anne Frank starb 1945 im KZ Bergen-Belsen –, hatte ich lange Gespräche mit älteren Kollegen. Ich glaubte ihnen, als sie mir versicherten, sie hätten damals tatsächlich (zu lange) an die Umsiedlung der Juden geglaubt. “Besser unsere jüdischen Nachbarn werden umgesiedelt – “Der Führer schenkt den Juden eine Stadt” –, als sie werden hier schikaniert.”

    So glaube ich, habe ich auch Murmelstein verstanden. Zumindest anfangs und später vielleicht, um Zeit zu gewinnen. Besser vielleicht, die Menschen mosaischen Glaubens werden zur Auswanderung gezwungen, irgend wann muss der Krieg ja zu Ende sein.

    Murmelstein hat überlebt, von den Tschechen freigesprochen, ist er 1989 gestorben; in Israel ist er nie mehr gewesen. Die Gespräche mit Benjamin Mumelstein, dem letzten Judenältesten, hat Meisterdokumentarist Claude Lanzmann für sein neunstündiges Shoah nicht genommen. Das Gespräch, vor mehr als 30 Jahren geführt, und jetzt in The Last of the Unjust ( Le dernier des injustes) zu hören und zu sehen, werde ich mein Lebtag nicht vergessen.
    – Dorothea Holloway

    Anmerkungen: Vor 50 Jahren ist von Hannah Arendt Eichmann in Jerusalem erschienen. Hannah Arendt erwähnt dort u. a. das Schicksal einiger Judenräte, die an der Deportation beteiligt waren (Siehe KINO – German Film No: 104 von 2013: Hannah Arendt by Margarete von Trotta).

    Bei der diesjährigen Berlinale wurde Claude Lanzmann der Goldene Ehrenbär verliehen; 4 seiner Dokumentarfilme wurden gezeigt: TsahalUn vivant qui passeSobibor, 14 octobre 1943, 16 heures Pourquoi Israel.

    Bemerkung zu den Filmen Die mit dem Bauch tanzen und Freier Fall, die zur Zeit mit Erfolg in Berlin zu sehen sind, waren bei der Berlinale in der Perspektive Deutsches Kino zu sehen (mehr in KINO – German Film No: 104).

    Topics: Film Reviews, International Reports | Comments Off on Festival de Cannes 2013 (Teil III) – Der wichtigste Film

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