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Ein wichtiger Film aus China
By Dorothea Holloway | March 16, 2014
Beim 66. Filmfestival von Cannes gab es im Wettbewerb einen Film aus China, der mir keine Ruhe läßt: »A Touch of Sin« (Tian Zhu Ding) von Jia Zhangke.
Im Katalog mache ich mir immer kurz Notizen. Bei A Touch of Sin steht ganz groß nur GUT. Jia Zhangke, ein erfahrener Könner, er machte bis jetzt wohl ein Dutzend Filme, bekam in Venedig für Still Life den Goldenen Löwen. Aus dem China von heute mit Leuten von heute, meist aus der Province, wenn ich Tian Zhu Ding richtig einschätzen kann, berichtet Jia von vier Schicksalen.
Ein Minenarbeiter rebelliert gegen den korrupten Chef, ein Wanderarbeiter, kann es Menschen im mächtigen China so elend gehen, ist mit dem Moped unterwegs, um Arbeit zu finden. Um Frau und Kind zu ernähren, »lebt« er mehr von Überfällen. Die junge, schöne Angestellte einer Sauna sticht einen Mann nieder, der sie bedrängte. In einem Luxusbordell ist die Geschichte auch düster und tragisch: Mord und Selbstmord. Alles soll sich wahrhaftig so zugetragen haben. Warum? Es geht um Rache, Schuld, um menschliche Würde? Können die Menschen mit dem rasanten Umbruch, der dieses große Reich zu bewältigen hat, nicht Schritt halten? Ist der Kapitalismus zu schnell zu überstürzt, zu unüberlegt übernommen worden?
Jia Zhangke und sein grandioser Kameramann Yu Likwai zeigen alles in ruhigen Bildern und hüten sich, spektakulär zu sein. Zhangke ist nicht nur der Regisseur, er ist auch für Scenario und Dialoge verantwortlich. In Cannes wurde der Preis für das Drehbuch an Jia Zhangke für A Touch of Sin verliehen.
Der Präsident der Volksrepublik China, Xi Jinping, wird Ende des Monats Deutschland und wahrscheinlich auch Berlin besuchen.
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