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    Django Unchained

    By Doreen Butze | December 29, 2012

    Django Unchained ist Quentin Tarantinos langerwartetes Spaghetti-Western Mash-Up. Nach etlichen Drehbuch-Querelen und Cast-Umstellungen – für die Rolle des Django war ursprünglich Will Smith vorgesehen – kredenzt uns der Großmeister postmoderner Filmemacherei sein neues zitatereiches Werk.

    Südstaaten, zwei Jahre vor Ausbruch des Bürgerkriegs: Django Unchained erzählt die Geschichte des Sklaven Django (Jamie Foxx). Er wird vom deutschstämmigen Kopfgeldjäger und Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) befreit. Schultz verfolgt die Spur der brutalen Brittle-Brüder und er ist auf Djangos Hilfe angewiesen um diese zu finden. Im Gegenzug verspricht Schultz ihm bei der Befreiung seiner Ehefrau Broomhilda von Shaft (Kerry Washington) aus den Fängen des bösen Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) behilflich zu sein. Auf dem langen Weg zur Rettung von Broomhilda perfektioniert Django, dank King Schultz, den Umgang mit der Pistole. Gemeinsam entwerfen sie einen Plan um sich Zugang zu Candies Plantage „Candyland“ zu verschaffen. Unter dem Vorwand sich für Sklavenkämpfe zu interessieren, gelingt es ihnen in Candies Nähe zu kommen. Als sie das Gelände der Plantage unter Vorgabe falscher Identitäten auskundschaften, wecken sie das Misstrauen von Candies Haussklaven und rechter Hand Stephen (Samuel L. Jackson)…

    Der Italo-Western Django von Sergio Corbucci ist für diesen Film die unübersehbare Referenz. Schon das Intro von Django Unchained ist nahezu eins zu eins übernommen von Corbuccis Meisterwerk aus dem Jahr 1966. Eine besonders schöne Szene ist auch das Zusammentreffen der beiden Djangos Jamie Foxx und Franco Nero, die sich über die richtige Aussprache des Namens „Django“ unterhalten. Das D ist stumm!

    Auch Richard Fleischers aufsehenerregender Film Mandingo (1975) wird zitiert. In der Szene, in der Calvin Candie eingeführt wird, kämpfen zwei Sklaven vor ihm auf dem Boden um Leben und Tod.

    Tarantino, der immer wieder seine Filme mit eloquenten Dialogsequenzen bereichert, gelingt dies in Django Unchained nur mäßig. Im Mittelteil, der auf der Farm Candyland spielt, wirken die verbalen Schlagabtausche zwischen Calvin Candie  und Dr. King Schultz nur geschwätzig und langweilig. Reden um des Redens Willen: ein selbstverliebter Dialogporn. Die Story schleppt sich demzufolge zäh ohne Höhepunkte dahin. Nur ab und zu nimmt der Film, dank der Anspielungen und Cameoauftritte (Franco Nero), etwas Fahrt auf. Dennoch weiss die, an die Erzählstruktur der Italo-Western angelehnte, Story über weite Strecken zu unterhalten. Sie ist episodenhaft, gewürzt mit comic- und comedyartigen Elementen.

    Gewohnt brilliant und mitreisend ist Christoph Waltz, der sich als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz voll entfalten kann. Er unterstützt Django bei dessen Rache. Django ist für ihn nie ein Sklave, sondern immer ein freier, ebenbürtiger Mensch. Selbstverständlich darf Django ein Pferd haben. Die empörten Blicke der Menschen ob dieser Geste untermauern den tiefverwurzelten, alltäglichen Rassismus der Südstaaten. Das dieser Rassismus in den Köpfen der Sklaven selbst zu finden ist, zeigt die Figur des Dieners Stephen, bemerkenswert hinterhältig gespielt von Samuel L. Jackson, die durch und durch opportunistisch angelegt ist. Stephen scheut sich nicht andere Menschen, die u. a. auch Sklaven sind, zu verraten,um den eigenen Status Quo als unentbehrlicher Haussklave zu untermauern. Das System der Sklaverei zeigt sich da von seiner absurdesten Seite. Auch Jamie Foxx kann in der Rolle des Django überzeugen, allerdings geht er neben den anderen Hauptfiguren etwas unter, weil er im zweiten Teil des Films weniger Screentime bekommt als Waltz oder Leonardo DiCaprio. Letzterer liefert als eleganter und böser Plantagenbesitzer ebenfalls eine gute Leistung ab.

    Im Gegensatz zu den Dialogen können sich die brutalen Actionszenen wie immer sehen lassen. Ganz im Stil des Exploitation-Genres spritzt das Blut nur so, wenn die Körper von Kugeln durchlöchert werden und durch die Wucht der Schüsse meterweit durch die Luft geschleudert werden.

    Eine Stärke des Film ist der Vintage-Soundtrack, der neben dem originalen Django-Titelsong, komponiert von Luis Bacalov, zahlreiche andere Songs aus den 60er und 70er Jahren, aber auch Hip-Hop-Einlagen, beinhaltet und für den nötigen Coolness-Faktor sorgt. Auch hier ist Tarnatino sich treu geblieben.

    Insgesamt ist Django Unchained ein durchwachsenes Western-Mash-Up. Teilweise zu selbstverliebt und sich seiner Sache vielleicht auch zu sicher, verhebt sich Tarantino ausgerechnet bei seiner Königsdisziplin den Dialogen gehörig. So driftet der Film nach einer furiosen ersten Stunde in ein langweiligen und zähen Mittelteil ab um dann gegen Ende wieder zu alter Stärke zurück zu finden und den Zuschauer doch noch mit einem explosiven Ende zu belohnen. Django Unchained ist dennoch ein guter Film, mit tollen Schauspielern und Soundtrack, der einen nur Tick zu lang geworden ist.

    Tarantinos neuer Film hat nicht jeden begeistert. Regisseur Spike Lee, der sich auch schon kritisch über Jackie Brown geäußert hatte,  kündigte an, sich den Film nicht anschauen zu wollen, da er nicht respektvoll genug mit dem Thema Sklaverei umgehen würde.

    Topics: Film Reviews, International Reports | Comments Off on Django Unchained

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