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Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte
By Doreen Butze | November 23, 2012
Fraktus ist ein Mythos! Fraktus ist Kult! DIE Band, die mit ihrem wegweisenden und innovativen Sound (erzeugt auf größtenteils selbstkreierten Instrumenten) in den 80er Jahren, zwischen Krautrock und Neuer Deutscher Welle, die Musikszene prägte. Sie sind die Erfinder des Techno und des Smilie! Hochgelobt und geschätzt von den Musiker-Kollegen.
Doch was eins so hoffnungvoll in Brunsbüttel, dem Geburtsort der Musiker und der Band, begann, endete abrupt: Soundvisionär Hans Wand (Jacques Palminger), Produzent Torsten Bage (Heinz Strunk) und Frontmann Dirk “Dickie” Schubert (Rocko Schamoni) trennten sich im Streit und Fraktus war Geschichte.
Wir schreiben das Jahr 2012: 25 Jahre nach der Trennung des genialen Musiktrios, versucht der Musikproduztent Roger Dettner (Devid Striesow) die drei außergewöhnlichen Musiker zum einem Comeback zu übereden. Doch außer Torsten Bage (mit DJ-Özi-Gedächtnis-Häkelmütze und Arschgeweih), der auf Ibiza Kirmes-Techno für die dortigen Großraumdiskotheken produziert, sind alle aus der Öffentlichkeit verschwunden. Dettner macht sich auf den Weg und will das Unmögliche schaffen. Ihm gelingt es, neben Bage auch Bernd Wand ausfindigt zu machen. Dieser arbeitet im Optikergeschäft seiner Eltern und macht am Abend mit ihnen gewöhnunsbedürftige elektronische Hausmusik. Dirk Schubert betreibt mittlerweile ein Internetcafé und gibt verschwurbelte Pseudophiliosophie zum Besten. Nachdem sich alle wiedergesehen haben, beginnen die holprigen Arbeiten am Comeback…
Die Künstlergruppe Studio Braun (bestehend aus Strunk, Schamoni und Palminger) kredenzt uns unter der Regie von Lars Jessen eine aberwitzige Mockumentary mit vielen ironischen Seitenhieben aufs Musikbusiness. Studio Braun sind bei weitem keine Unbekannten. Wir kennen sie als Buchautoren, als Solomusiker oder als Kandidaten von “DIE PARTEI” bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen.
Fraktus ist grotesk und bizarr. Ein typisches Stück Humor aus dem Studio Braun. Die Figuren sind extrem überzeichnet und dabei sehr gelungen. Ein Parodie eben, auf Retrowahnsinn, Scripted Reality-Formate und das Musikbusiness selbst. Manche Gags gehen zwar daneben, aber ingesamt ergibt sich ein sehr stimmiges, authentisches Bild.Wenn in Interviews ehemaligeTechno-Größen, angefangen von H. P. Baxxter (Scooter), über Marusha, bis hin zu Westbam oder Musik-Prominenz wie Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) und Dieter Meier (Yello) zu Wort kommen und ehrfürchtig davon berichten wie sie von Fraktus beeinflusst und inspiriert wurden, dann möchten wir nur zu gerne glauben, dass es diese Band wirklich gibt.
Fraktus – ein schriller Spass der Laune macht und sich mit sich locker mit der kultigen Musik-Mockumentary This is Spinal Tap von Rob Reiner messen kann.
Topics: Film Reviews, German Film | Comments Off on Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte
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