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  • Fernseh-Tipp »Die Fremde«

    By Dorothea Holloway | March 13, 2014

    Fernsehtipp für heute Abend: »Die Fremde« von Feo Aladag auf ARTE, 20:15.
    Siehe KINO No: 98, 2010:

    When We Leave (Die Fremde) had its world premiere in the Panorama section of last February’s Berlinale and has been invited to more than 35 international film festivals this year.

    In der Berlinale 2014 war von Feo Aladags Zwischen Welten (Inbetween Worlds) im Wettbewerb. Im ARD Mittagsmagazin habe ich den bemerkenswerten Film erwähnt, in dem es um einen Soldaten der Bundeswehr geht, der sich zu einem Einsatz in Afghanistan meldet. Sehr überzeugend: Ronald Zehrfeld und der Dolmetscher Tarik von Mohsin Ahmady.

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    Oscar für »La Grande Bellezza« von Paolo Sorrentino

    By Dorothea Holloway | March 12, 2014

    Ein Stenz in der Ewigen Stadt: Toni Servillo in »La Grande Bellezza«, Foto courtesy Gianni Fiorito

    Ein Stenz in der Ewigen Stadt: Toni Servillo in »La Grande Bellezza«, Foto courtesy Gianni Fiorito

    Ein alternder »Lebemann« – gibt es die heute überhaupt noch? – streift durch Rom; Rom im Sommer, verführerisch, prächtig.

    Im Internat sehr selbstbewusst erzogen, dazu Theater erfahren, so verkörpert umwerfend faszinierend Toni Servillo in La Grande Belleza den »Party-Löwen« Jep Gambardella. Er ist jedoch kein junger Löwe wie zu Fellinis Zeiten. Unser eleganter Jep, ganz in weiß mit schicker gelber Jacke, ist 65. Als junger Mann hat er mal einen erfolgreichen Roman geschrieben und dann nichts mehr.

    Könnte er sich aufraffen, die Kraft finden wieder zu schreiben … Nein, er zieht als charmanter Flaneur von Bar zu Bar, ein »König des Mondänen«, es mangelt nicht an schönen Frauen und anderen Köstlichkeiten und bleibt doch kraftlos und leer.

    Paolo Sorrentino und sein fabelhafter Kameramann Luca Bigazzi haben die Dekadenz und das schmerzend Banale dieser verlorenen Nächte in erschreckenden Bildern eingefangen. Die Europäische Filmakademie krönte Die große Schönheit zum Besten Film Europas, Toni Servillo wurde als Bester Schauspieler ausgezeichnet und zudem noch Regie und der Schnitt.

    Als Krönung dieses Erfolgs wurde Paolo Sorrentinos The Great Beauty jetzt mit dem Oscar für den Besten fremdsprachigen Film 2014 ausgezeichnet.

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    Deutschland bleiche Mutter

    By Dorothea Holloway | March 7, 2014

    Eva Matthes in Helma Sanders-Brahms »Deutschland bleiche Mutter«, courtesy Berlinale 2014

    Eva Matthes in Helma Sanders-Brahms »Deutschland bleiche Mutter«, courtesy Berlinale 2014

    Da ich mir die restaurierte Originalfassung von »Deutschland bleiche Mutter« von Helma Sanders-Brahms – siehe KINO – German Film No. 106, Seite 4 – während der Berlinale nicht sehen konnte, habe ich mir dieses Meisterwerk gestern im Babylon Mitte, Berlin angeschaut.

    Ich wußte, Helma Sanders-Brahms ist damals ein großartiger Film gelungen, aber gestern war ich geradezu benommen, denn bei Deutschland bleiche Mutter stimmt alles. Und es faszinieren die Schauspieler: vor allem Eva Mattes und Ernst Jacoby, die
    Kamera von Jürgen Jürges, der Ton von Gunther Kortwich eben alles, alles! Die Vorkriegszeit, der 2. Weltkrieg, die Nachkriegszeit. War Germany, Pale Mother damals eigentlich für einen Oscar vorgeschlagen?

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    Günter Reisch (1927-2014)

    By Dorothea Holloway | March 3, 2014

    Am 24. Februar 2014 ist Günter Reisch gestorben. Ron hat den wunderbaren Menschen und seine Filme sehr gemocht.

    Günter und seine großartige Frau Beate sind unsere Freunde. Den Filmemacher – “Meister der Defa”, nennt Grit Lemke im Berliner Tagesspiegel Günter Reisch – hat Ron mal gebeten, ob er
    etwas für unser KINO – German Film schreiben könnte. Wir bekamen einen Brief von Günter und haben ihn unter der Überschrift DEFA – An Eager Outlet for Europe in KINO – German Film No: 38, 1990 abgedruckt. Der 2. Abschnitt beginnt so:

    That led us to reflecting upon the future of this grand atelier complex. Here stood one of the cradles of European film art. Lang, Wiene, Murnau, Lubitsch, among others, directed films in these studios. Röricht, and many others constructed sets in these mammouth halls. Schüfftan developed here his early special-effects techniques for the camera. The sons and grandsons of yesterday’s craftsmen and technicians belong today to the teams that still maintain the prestige of our Babelsberg film workshops. – Günter Reisch

    In KINO – German Film No: 85, 2006 schrieb Günter Reisch: At the Grave of Konrad Wolf on 20. October 2005.

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    Film und Medien NRW – Das Magazin

    By Dorothea Holloway | March 2, 2014

    Jetzt, da die Berlinale überstanden ist, kann ich mal wieder zum Lesen kommen. Ausgabe 1/2014 von Film und Medien NRW – Das Magazin werde ich mal durchblättern und bleibe hängen, denn das Magazin ist einfach fabelhaft gemacht.

    Ich kann in Ruhe die Berlinale an mir vorüber ziehen lassen: was habe ich gesehen und was leider nicht. Gleich auf Seite 6 ist ein wunderbares großes Bild der bezaubernden Geliebten Schwestern – Henriette Confurius und Hannah Herzsprung – von Dominik Graf. Ich war noch sehr jung, als ich von er Liebschaft hörte, die mein so hoch verehrter Friedrich Schiller mit zwei Damen – mit Schwestern – gleichzeitig hatte! Charlotte (Hannah Herzsprung) hat einen reichen, nicht geliebten Adeligen geheiratet, um Mutter und Schwester zu unterstützen. Caroline (Henriette Confurius) verliebt sich in Schiller. Sie ist verheiratet. 1787 kommt Schiller nach Rudolstadt. Er schreibt an seinen Freund

    Eine Frau von Lengefeld lebt da mit einer verheuratheten und einer noch ledigen Tochter. Beide Geschöpfe sind, ohne schön zu seyn, anziehend und gefallen mir sehr.

    Dominik Graf hatte mit der Besetzung der wichtigen Rollen ein grosses Glück: für Friedrich Schiller konnte er Florian Stetter gewinnen. Es folgen grosse Bilder von Zwischen den Welten von Feo Aladag plus Interview und von Stratos, auch mit einem Interview mit dem Filmemacher Yannis Economides.

    Reichliche und wissenswerte Informationen: 2014: HERE  WE  COME! Und 10 Jahre Best of KHM Movies. Und noch vieles mehr …

    Bravo allen Mitarbeitern, dem Team von Film und Medien NRW – Das Magazin!

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    Berlinale Special Gala: Das finstere Tal

    By Doreen Butze | February 25, 2014

    Sam Riley als Fremder im finsteren Tal, courtesy X Verleih AG

    Sam Riley als Fremder im finsteren Tal, courtesy X Verleih AG

    Ein österreichisches Hochtal in den Alpen ist der Ort düsterer Geschehnisse. Die Brenner-Familie herrscht mit großer Brutalität über die völlig eingeschüchterten Einwohner. Eines Tages, kurz vorm Wintereinbruch, kommt der geheimnisvolle Fremder Greider (Sam Riley) in das Dorf im Hochtal. Der Amerikaner, mit einem Fotoapparat bewaffnet, gibt vor, an der kargen Landschaft interessiert zu sein, sein tatsächliches Ziel aber ist ein anderes. Dann beginnt es zu schneien. Die Wege aus dem Dorf werden unpassierbar. Abgeschnitten von der Außenwelt gibt es in den Bergen kein Entrinnen …

    Das finstere Tal (The Dark Valley) von Andreas Prochaska ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Thomas Willmann und wurde während der Berlinale in der Sektion Berlinale Special Gala uraufgeführt. Der österreichische Regisseur hat einen extrem stilisierten Genrefilm mit dichter Atmosphäre und großartiger Bildsprache inszeniert.

    Wir tauchen ein, in einen Mikrokosmos voller Gewalt, ausgehend von der Terrorfamilie Brenner. Die Talbewohner fristen ihr bescheidenes und arbeitsreiches Leben vor der grandiosen Bergkulisse. Sie ducken sich weg, ertragen fast lethargisch und ohne Gegenwehr die Repressalien der Brenner-Brüder.

    Was mit denen passiert, die doch einmal Widerstand leisteten, wird kurz aber eindringlich in Rückblenden geschildert. Prochaska erzählt eine Geschichte voller Trauer und Angst. Im Dorf herrscht gedrückte Spannung und bedrohliche Stille. Gesprochen wird nicht viel. Die Bewohner werfen sich eher wissende Blicke über die Abscheulichkeiten im Dorf zu. Mit versteinerten Gesichtern wandeln sie, Gespenstern gleich, zwischen ihren Hütten herum.

    Unfähig sich zu wehren, überleben sie in der schneebedeckten Idylle der Berge und warten auf ihren Erlöser, der anscheinend in Gestalt des ebenso wortkargen Greider zu ihnen gekommen ist.

    Streckenweise erinnert Prochaskas Regiearbeit an Western-Klassiker wie Sergio Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg oder Django. Auch in Das finstere Tal wird effektvoll das Sterben in Zeitlupe, fast schon zelebriert. Die grimmige Buchadaption angesiedelt zwischen Heimatfilm und Western, voller wuchtiger Bilder und bedrückender Stimmung fesselt den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute.

    Die bei X-Verleih erschienene deutsch-österreichische Koproduktion war eines meiner Highlights der 64. Berlinale. Gerade läuft der Film im Kino, schaut ihn euch an! Es lohnt sich.

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    Boyhood von Richard Linklater

    By Dorothea Holloway | February 19, 2014

    Ellar Coltrane in Richard Linklaters Boyhood, courtesy Berlinale

    Ellar Coltrane in Richard Linklaters Boyhood, courtesy Berlinale

    Als ich zum ersten Mal als Mitglied in die Jury eines Filmfestivals berufen wurde, gab mir Ron folgenden Rat: Solltest du eine Szene in einem Film sehen, die du so noch nie gesehen hast, dann wäre das Werk zu beachten.

    Einen Film wie Boyhood habe ich so noch nie gesehen. Richard Linklater begleitet einen sechsjährigen Jungen (ganz großartig: Ellar Coltrane) über eine Drehzeit von zwölf Jahren, bis er ein aufgeweckter Heranwachsender ist: Schule, erste Liebe, erste Enttäuschung.

    Wir können die Entwicklung seiner Schwester verfolgen und miterleben, was seinen Eltern in einem Dutzend Sommer widerfährt. Jedes Jahr hat Linklater mit den gleichen Darstellern gedreht! Zwölf Mal eine Lebenswelt. Wir spüren die vergehende Zeit, zwölf Mal die Stimmung in Texas der Mittelschicht.

    Da es immer die gleichen Schauspieler sind, war ich zunächst etwas irritiert und dann begeistert und richtig aufgeregt. Boyhood ist eine hervorragende Leistung, ein faszinierendes Experiment.

    War ganz gelöst, als ich aus dem Kino kam, wäre total froh gewesen, wenn Ron dabei gewesen wäre.

    Drei Filme aus China bereicherten den Wettbewerb; keiner war so großartig wie 1988 Das rote Kornfeld (Red Sorghum) von Zhang Yimou, der damals bei der 38. Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden ist

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    Berlinale Wettbewerb: Boyhood

    By Doreen Butze | February 17, 2014

    Wie jedes Jahr im Wettbewerb der Berlinale gibt es Höhe und Tiefen durch zuschauen. Heute möchte ich kurz etwas über den Film berichten, der gefühlt den meisten Applaus der Kritikerkollegen bekam und mir sehr gut gefallen hat.

    Es handelt sich um Richard Linklaters Coming-of-Age-Film Boyhood. Dieses Langzeitprojekt erstreckt sich mittlerweile über einen Zeitraum von zwölf Jahren. Seit 2002 versammelt der Regisseur Linklater immer die gleichen Darsteller vor der Kamera, um deren Entwicklung zu verfolgen. Das vorläufige Endergebnis wurde am Donnerstag, den 13. Februar 2014 im Wettbewerb gezeigt. Die Zuschauer begleiten den sechsjährigen Mason (Ellar Coltrane) und seine Schwester Sam (gespielt von Lorelei Linklater; Tochter von Richard Linklater) durch ihre Kindheit bis hin zum College. Ihre Mutter Olivia (großartig: Particia Arquette) kümmert sich voller Hingabe und mit viel Liebe um den Nachwuchs. In Liebesdingen hat sie nicht immer das richtige Händchen, mehrere Scheidungen sind das Ergebnis. Der Vater ihrer Kinder (Ethan Hawke) spielt auch nach der Trennung noch eine bedeutende Rolle im Leben der Heranwachsenden.

    Mit seiner Trilogie Before Sunrise (1995), Before Sunset (2004) und Before Midnight (2013) legte Linklater den handwerklichen Grundstein für den 164 min langen Boyhood. Offenbar interessiert sich der Regisseur für den Prozess des ‘Älterwerdens’ der Charaktere. Nicht nur den optischen Veränderungen, sondern auch den Veränderungen in den Einstellungen und im Verhalten der Protagonisten ist er auf der Spur. Geduldig beobachtend extrahiert er die Essenz der jeweiligen Lebensstationen und -situationen heraus und zeigt sie dem Zuschauer auf unterhaltsame Weise. Leicht und locker plätschert die Geschichte dahin. So leichtfüßig und unbeschwert sind auch die Dialoge.

    Ebenso nimmt uns der Film mit auf einen Streifzug durch die jüngsten politischen, medialen und popkulturellen Wandlungen: die Wahl Obamas, die technische Entwicklung vom stationären Desktop-Rechner im Kinderzimmer hin zum mobilen Endgerät, oder die aufkommende Nutzung sozialer Netzwerke. Vervollständigt wird das Ganze noch durch den vorzüglichen Soundtrack, der mit eingängigen und populären Stücken z. B. von Coldplay oder Daft Punk oft die eigenen Erinnerungen an jene Zeit (zumindest bei mir) wachruft.

    Richard Linklater schafft ein authentisches und in sich stimmiges Bild vom Prozess des Erwachsenwerdens. Es fügt sich alles wunderbar ineinander. Linklater stellt uns keinen Masterplan, keine Blaupause vor, wie der perfekte Weg auszusehen hat, um das Leben zu bewältigen; aber er gibt Hoffnung, dass das alles schon irgendwie werden wird. Danke Mr. Linklater für diesen schönen Wettbewerbsbeitrag.

    Die Internationale Jury der 64. Berlinale zeichnete Richard Linklater für seine Arbeit an Boyhood mit den Silberner Bären für die Beste Regie aus.

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    Perspektive Deutsches Kino: Zeit der Kannibalen

    By Doreen Butze | February 14, 2014

    Neben dem Berlinale Wettbewerb gibt es weitere Sektionen, in denen interessante deutsche Filme gezeigt werden. Einer davon ist Zeit der Kannibalen von Johannes Naber in der Perspektive Deutsches Kino.

    In austauschbaren Zimmern klimatisierter Luxushotels, rund um den Globus, verhandeln die erfolgreichen Unternehmensberater Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) über Geschäftszahlen, Strategien und Profit. Egal ob Indien, Pakistan oder — das Ziel ist verkaufen, verkaufen, verkaufen. Frei nach dem Motto: “Nach uns die Sintflut, Hauptsache wir haben Gewinn gemacht.” Die High-Performer arbeiten für “The Company” und sind getrieben vom unbedingten Willen auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Da wird ihnen die junge, engagierte Kollegin Bianca (Katharina Schüttler) vor die Nase gesetzt. Der Schock ist groß, und schon bald beginnt das verbale Kräftemessen unter den drei ehrgeizigen Consultants. In Lagos (Nigeria) erfahren sie, dass “The Company” verkauft werden soll! Die Nerven liegen endgültig blank …

    Autor Stefan Weigl schrieb das Drehbuch und ihm gelang dabei ein wahrer Geniestreich. Mit viel Zynismus gewürzt sind die Wortsalven, die sich die drei Consultants minütlich an den Kopf werfen. Ein Kammerspiel der Extraklasse, das durchgehend unterhaltsam, abgründig und bitterböse ist. In ihrer schier grenzenlosen Selbsbezüglichkeit und Überheblichkeit wird über die Krisenherde in der Welt hergezogen, Witze über Witwenverbrennungen oder Terroranschläge gerissen. Auch das Hotelpersonal ist den fortwährenden Beleidigungen, besonders von Öllers, ausgesetzt. Die einzige Sorge gilt stets der Karriere.

    Draussen indes rückt der Bürgerkrieg mit Bombenexplosionen und Gewehrsalven unüberhörbar näher, aber das Geschäft geht vor.

    Nicht einmal verlassen die drei ihre immergleichen Hotelzimmer. Vor den Fenstern lässt sich die Umwelt in der smogverseuchte Luft allenfalls schemenhaft erahnen. Aber raus in die wirkliche Welt, um Land und Leute kennenzulernen, dass will allenfalls noch Bianca. Öllers und Niederländer haben es sich schon lange in ihren klimatisierten Komfortzonen bequem gemacht. Ihr Horizont reicht nicht mehr weiter als zur nächsten Minibar.

    Nicht nur das Drehbuch ist großartig, auch die drei Darsteller brillieren in ihren Rollen. Mit viel Esprit geben sie die Businesskasper, die sich zunehmend selbst demontieren. Regisseur Nabert ist mit Zeit der Kannibalen eine wirklich kluge Dekonstruktion des Kapitalismussystems und seiner Mechanismen gelungen. Bei der Premiere gab es viel Applaus für den gesamten anwesenden Cast. Zu recht!

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    Berlinale Wettbewerb: ’71

    By Doreen Butze | February 12, 2014

    Jack O'Connell in Yann Demanges '71, courtesy Berlinale

    Jack O'Connell in Yann Demanges '71, courtesy Berlinale

    Es ist Halbzeit auf der Berlinale. Mittlerweile habe ich viel Licht, aber auch Schatten gesehen. Natürlich möchte ich lieber von den guten Filmen berichten.

    Zuerst wäre da ’71 zu nennen. Es handelt sich um einen Film über den Nordirland-Konflikt. Yann Demange gibt hier sein Regiedebüt, und das ist richtig gut.

    Gary Hook (Jack O’Connell), ein junger Rekrut der British Army, wird mit seiner Truppe nach Belfast beordert. 1971 ist dort die Lage unübersichtlich. Es stehen sich Protestanten und Katholiken gegenüber. Beide Seiten haben jeweils geheime Terrorgruppen. Hinzu kommen noch marodierende Streetgangs und Undercover-Agenten, die die verworrene Situation zu eigenen Zwecken zu nutzen versuchen. Die britischen Soldaten geraten in einem Strassenkampf und Gary wird von seiner Truppe getrennt. Nun muss er sich allein durch feindliches Gebiet kämpfen.

    Regisseur Demange gelingt mit verwackelten und grobkörnigen Bildern ein authentisch wirkender Ausschnitt des Nordirland-Konfliktes in den 70er Jahren.

    Dabei bewegt sich der ’71 die ganze Zeit auf Augenhöhe des Geschehens zwischen den Soldaten und den verfeindeten religiösen Gruppen. Jack O’ Connell als schwerverletzter Rekrut Hook, der von Todesangst getrieben durch die Straßen von Belfast irrt, spielt intensiv und bewegend. Der Film lebt vom starken Drehbuch, dass von Gregory Burke stammt. Es verdeutlicht die ganze Brutalität und Sinnlosigkeit des Konflikts mit teilweise drastischen Gewaltdarstellungen. Die ganze Verwirrung, Panik und Angst, die der Film zeigt,  überträgt sich Stück für Stück auf den Zuschauer, der am Ende auch nicht mehr weiß welche Seite die Richtige, die Gute, ist. Die gibt es nämlich nicht im (Bürger-)Krieg.

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